Monogamie? Weiblicher Orgasmus? Penis-OP?
Alex Seifried von „Sexercise“ im Interview
Alex Seifried ist der Host des Podcasts „Sexercise“, in welchem er über Sexualität und Partnerschaft spricht. Seine eigenen Erfahrungen haben ihn damals dazu bewegt den Podcast zu starten. Alex musste sich früher immer wieder Herausforderungen stellen wie zum Beispiel seiner Penis-OP vor 8 Jahren. Damals war er 19 Jahre alt und hatte seine erste Freundin. Als er jedoch Schmerzen beim Sex bemerkte, musste er operiert werden. Er sieht dies jedoch mittlerweile als eines der besten Dinge, die ihm je passiert sind. „Man hört oft, dass Leute mit einem Defizit im Bereich Sexualität im Nachgang sagen, es wäre das Beste gewesen, was ihnen hätte passieren können“, sagt Alex.
Denn eine solche Herausforderung und die damit verbundene unvermeidliche Auseinandersetzung mit dem Thema erweitern das eigene Bewusstsein.
In seiner ersten Beziehung sei das Thema Sex zuerst ein rotes Tuch gewesen, weil seine Partnerin in einer vorherigen Beziehung schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Alex hatte dabei all die Dinge im Kopf, wie Sex als junger Mann gesellschaftlich ablaufen „sollte“. Doch er stellte schnell fest, dass er diese Erwartungshaltung nicht brauchte. Er und seine Ex-Freundin näherten sich ganz langsam über Monate an bevor es schließlich zum ersten Sex kam. Heute sagt er, er habe viel von dieser Erfahrung gelernt.
Es gibt viele Menschen, die mit einer gewissen Erwartungshaltung an das Thema Sex herangehen. Diese Erwartungshaltung entsteht durch die Medien und den Austausch mit Freunden. Sie hat jedoch oftmals nichts mit der Realität zu tun. Sex ist auch emotionale Arbeit und für manche kann das erste Mal zu einer traumatischen Erfahrung werden. Alex hingegen spricht davon, dass ihm die Fehler, die er bei den ersten sexuellen Annäherungen gemacht hat, die Angst vor dem Sex genommen haben. Durch diese Fehler hat er dazugelernt und Neues ausprobiert.
Fehler beim Sex sind also gar nichts Schlimmes.
Ohne diese Fehler würde man nämlich nie etwas Neues ausprobieren, sondern immer bei denselben Dingen bleiben. Fehler hingegen regen dazu an es immer wieder zu probieren. Beide Seiten haben dabei ihre Vor- und Nachteile. Fakt ist jedoch, Fehler beim Sex sind normal.
Mit Alex’ Geschichte geht es allerdings noch weiter. Nach einiger Zeit wurde seine Ex-Freundin manisch-depressiv und dadurch entstand eine weitere Herausforderung. Doch Alex entdeckte, dass es ihm half mit Freunden und seiner Freundin darüber zu sprechen. „Es wird besser, wenn man darüber spricht“, sagt er. Schließlich beschloss er nicht nur mit Freunden, sondern auch mit der Welt über seine Erfahrungen zu Sexualität und Partnerschaft zu sprechen. Damit war die Idee zum „Sexercise“-Podcast geboren.
Alex bietet zudem Coachings an, in welchen er mit Menschen über deren jeweilige Probleme spricht. „Das meiste sind eher Kleinigkeiten, die sich schnell lösen lassen“, erklärt Alex. Ein Beispiel: ein Partner möchte generell mehr Sex als der andere Partner und die Beziehung leidet dadurch darunter. Der Ratschlag, den Alex in dieser Situation gibt, ist: Was kann die betroffene Person gerade jetzt tun damit sich etwas verändert? Zum Beispiel: die eigene Lust steigern oder kanalisieren. Je nachdem in welcher Position sich der Fragesteller befindet. Oftmals entstehen diese Probleme in einer Beziehung durch eine missverständliche Kommunikation. Solche von außen betrachtet „banalen Dinge“ sind in Wirklichkeit oft tiefgreifende Probleme. Sie gehen mit einer großen Angst des einen Partners einher den anderen zu verlieren. Daher ist es wichtig mit dem Partner zu kommunizieren.
Wer eine Frage zum Thema Beziehung und Sex hat, kann sich jetzt auch Alex’ neues Podcast-Format anschauen. Es ist ein Frageformat namens „Frag für einen Freund“, welches Alex zusammen mit seiner Interviewpartnerin Franzi ins Leben gerufen hat. Sie veröffentlichen zwei neue Podcastfolgen pro Woche, immer dienstags und freitags. Dienstags ist es ein Solo-Podcast oder ein Interview, wobei sich der Solo-Podcast oftmals mit „Männerthemen“ beschäftigt. Die Freitagsfolge ist dann eine Fragerunde. Da Alex mittlerweile in einer neuen Beziehung ist, offenbart er in seinen Folgen und Coachings auch ganz persönliche Details wie zum Beispiel seine Chatverläufe. Anhand dieser gibt er dann beispielsweise Flirttipps.
Die meistgestellten Fragen, die Alex in seinem Sex-Podcast bekommt, betreffen die Themen Monogamie und weiblicher Orgasmus. Der weibliche Orgasmus ist ein Thema, das viele interessiert und welches daher immer wieder aufkommt. Das liegt unter anderem daran, dass die Klitoris erst seit 30 Jahren erforscht wird. Ohne die damaligen Untersuchungen des Gynäkologen William Masters und der Wissenschaftlerin Virginia Johnson würden wir heute nicht wissen, wie ein Orgasmus – insbesondere der weibliche Orgasmus – abläuft. Es ist wichtig diese Informationen der breiten Masse zugänglich zu machen. Neben Miriams Online-Kurs über den weiblichen Orgasmus zeigen Medien wie Alex’ Podcast, wie die Realität aussieht.
Alex erklärt: „Ich glaube, das Wertvollste, was wir den Menschen geben können, ist das Gefühl normal zu sein. Wir wollen vermitteln, dass es beim Sex nur normale Dinge gibt, aber gleichzeitig auch nur Dinge, die nicht normal sind.“
Durch Medien wie die Podcasts “Eros und Psyche” und „Sexercise“ kann Normalität geschafft werden und dadurch Entlastung entstehen. Sie sind sozusagen ein realistisches Gegenmedium zu Pornos oder Gesprächen mit Freunden und der daraus resultierenden Erwartungshaltung.
Viele Hörer bewegt genau diese Fragen. Zu sehen ist das an der großen Masse an Podcasts, die es zu den Themen Sexualität und Partnerschaft gibt. Zum Thema Monogamie bekommt Alex Fragen wie: Wie steht ihr zu Monogamie? Ist Monogamie heutzutage noch gesellschaftsfähig? Führt ihr eine monogame Beziehung oder überlegt ihr das System zu verlassen?
Monogamie ist immer wieder Thema und es gibt mittlerweile viele Menschen, die auch in polygamen Beziehungen leben.
Es gibt dabei kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder Mensch definiert für sich selbst was er will und was er nicht will. Hier sind sich Alex und Miriam einig.
Auf die Frage „Was bedeutet Sex für dich?“ antwortet Alex: „Sex bedeutet für mich vor allem Verbindung und Intimität. So ist es auch mit meiner jetzigen Freundin. Wir waren nach 3,5 Wochen Dating zusammen. In dieser Zeit haben wir uns ungefähr acht Mal getroffen. Weil wir dabei so tiefgehende Gespräche hatten, war Sex bis dahin tatsächlich kein Thema. Die Gespräche haben mein Bedürfnis nach Intimität voll erfüllt.“
Intimität kann eben auch ohne sexuelle Penetration entstehen. Das Gefühl von Intimität entsteht durch das Gefühl gesehen zu werden. Sei es durch Penetration, Oralverkehr, eine Umarmung oder eben ein tiefsinniges Gespräch.
Wie in jeder Folge kommt das Schlusswort vom Podcast-Gast selbst. In diesem Fall gibt Alex den Lesern und Zuhörern Folgendes mit auf den Weg: „Wenn ich jemandem einen Tipp geben dürfte, dann geh in die Kommunikation mit deinem Partner. Ich glaube, das ist das Allerwichtigste, weil das so viel Spaß macht! Es kann so erfüllend sein mit dem Partner richtige Sextalks zu haben und mal zu gucken, was man eigentlich wirklich will. Was braucht der Andere an Intimität und Nähe und was brauche ich selbst? Und wenn man das dann noch aus der Perspektive der Eigenverantwortung betrachtet, was kann ich dann tun damit mein Sexleben besser wird? In Kombination mit der Kommunikation ist es das, was ich jemandem wirklich empfehlen würde.“
Eros und Psyche – Der Podcast
Hosts: Miriam Mottl, Frauenärztin und Sexualmediziner
Gast: Alex Seifried, Sexercise
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